Am 8. März, dem internationalen Frauen*kampftag gingen weltweit Millionen Menschen gegen patriarchiale Strukturen und Unterdrückung auf die Straße. Jetzt, wenige Wochen später, ist diese Form des Ausdrucks nicht mehr möglich. Doch gerade jetzt treten gesellschaftliche Unterdrückung und Ungleichheit besonders deutlich und heftig auf.
Die Isolation verschärft bereits bestehende Gewalt in Partner*innenschaften, Familien und anderen Wohnformen und führt zu einem Anstieg von sogenannter häuslicher Gewalt. Diese richtet sich vornehmlich gegen Frauen* und Kinder. Viele Frauen*häuser, die sowieso überfüllt sind, sind höchst besorgt und erwarten einen weiteren Anstieg häuslicher Gewalt in den kommenden Wochen. Die Möglichkeit die Wohnung zu verlassen und sich Freiraum zu schaffen, ist für die Betroffenen oft (über-)lebenswichtig. Oft wird Gewalt erst in der Schule, Kita oder auf der Arbeit sichtbar, wenn Betroffene nach außen Signale senden können, dass etwas nicht stimmt. Bleibt die Gewalt nun noch unsichtbarer als ohnehin schon – während die Zahlen zusätzlich steigen? Lasst uns miteinander sprechen und füreinander da sein in der Isolation! Lasst uns aufmerksam sein, Nummern von Beratungsstellen für häusliche Gewalt und Kinderschutz an unsere Nachbarinnen und Freundinnen verteilen und sie ermutigen, darüber zu sprechen.
Für wohnungslose Menschen stellen die Ausgangsbeschränkungen, die mit Bußgeldern geahndet werden, eine noch größere Schwierigkeit dar. Sie können nicht ‚zuhause‘ bleiben. Besonders obdachlose Frauen* sind hierbei mit weitreichenden Folgen konfrontiert: Rückzugsorte wie Biblliotheken, Cafés und Tagesaufenthalte fehlen. Dadurch ist der Schutz vor sexualisierter Gewalt im öffentlichen Raum noch weniger gewährleistet als eh schon. Außerdem gibt es kaum öffentlich zugängliche Sanitäranlagen. Wo sollen Frauen* nun den Tampon/Binde/Cup wechseln? Wo sollen sie sich die Hände waschen? Wo können sie sicher auf Toilette gehen, ohne dabei dem Risiko ausgesetzt zu sein, sexualisierte Gewalt zu erfahren? Lasst uns solidarisch miteinander sein und andere Lebensrealitäten mitdenken, bevor wir Menschen dafür verurteilen, dass sie “Regeln nicht einhalten”!
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