Die Stimme der Schulleiterin schallt am Freitag durch die Sprechanlage: nach Vorgabe des Senats sei die Schule ab Dienstag geschlossen. Die Kakophonie aus Jubelrufen und hysterischem Weinen lässt nicht lange auf sich warten. Fragen über Fragen: Wann macht die Schule wieder auf? Ist die Klassenfahrt abgesagt? Haben wir jetzt Ferien? Kann ich meine Freunde dann nicht mehr treffen? Hat jemand an der Schule Corona? Viele Fragen bleiben an diesem Freitag unbeantwortet. Ruhe bewahren, trösten, ermutigen, Verunsicherung auffangen trotz der eigenen Unsicherheit.
Am folgenden Montag nochmal volles Haus; Materialien mitnehmen, die kommenden Wochen planen, essen gehen, ein letztes Mal mit den Freunden auf dem Schulhof spielen. Der Dienstschluss wird zwei Stunden vorverlegt.
Viele der sogenannten systemrelevanten Berufe sind traditionell „Frauenberufe“ und gehören in den Bereich der Care-Arbeit. Kranken- und Altenpfleger*innen, Kassierer*innen, Reinigungskräfte und diverse andere Berufsgruppen erleben momentan endlich Anerkennung und Wertschätzung für ihre Arbeit. Da wird von Balkonen geklatscht, von Solidarität, besseren Arbeitsbedingungen und angemessener Bezahlung gesprochen. Erzieher*innen finden in diesen Aufzählungen nur selten bis gar keine Erwähnung. Auch der soziale Bereich wurde in den vergangenen Jahrzehnten systematisch kaputtgespart. In Zeiten von Covid-19 stehen Erzieher*innen im Umgang mit Kindern vor besonderen Herausforderungen. Effektiven Infektionsschutz zu gewährleisten, gestaltet sich in der Praxis schwierig. Kindern fällt es schwer, sich an Abstandsvorgaben und Hust- und Niesetikette zu halten. Altersabhängig brauchen sie Unterstützung beim Toilettengang, Händewaschen, Naseputzen und Essen. Sie suchen Trost und Nähe bei Erwachsenen und Kindern, verlieren sich im Spiel, fassen sich und anderen ins Gesicht und so weiter. Ob Schutzbekleidung ein angemessenes Mittel ist, um die Risiken zu mindern, ist fraglich. Was macht es mit Kindern, wenn sie von Menschen mit Masken und Gummihandschuhen betreut werden?
Auch Erzieher*innen setzen sich einem erhöhten Infektionsrisiko aus und tragen die psychischen Belastungen der Ausnahmesituation mit. Es bleibt zu hoffen und zu fordern, dass sich diese Erkenntnis in der Anerkennung und Wertschätzung des Berufes, sowohl monetär als auch in den Arbeitsbedingungen, widerspiegelt.